Tag 9 / 10

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Am vorletzten Reisetag haben wir den entscheidenden Vorteil, davor und danach im selben Hotel zu übernachten. Damit kann die Umgebung der portugiesischen Hauptstadt Lisboa ganz entspannt ohne Reisegepäck erkundet werden.

Heute erreichen wir schließlich das „Ende der Welt“, auf das der Titel des Reiseberichts anspielt. Der Glaube, die Erde sei eine Scheibe und wer sich zu weit auf das Meer hinaus bewegt, falle vom Rand der Scheibe, war in der Antike und im Mittelalter (besonders in den weniger gebildeten Bevölkerungsschichten) weit verbreitet. Daher gibt es in der „alten Welt“ einige Landspitzen an der Atlantikküste, die als das „Ende der Welt“ definiert werden:

  • Rund 10 Meilen westlich von Penzance in Cornwall liegt die Landspitze „Land’s End“,
  • das westlichste Département der französischen Region Bretagne heißt Finistère,
  • Jakobspilger erreichen von Santiago de Compostela aus nach rund 2 Tagesetappen das Cabo de Finisterre,
  • der südwestlichste Punkt Europas liegt am Cabo de São Vicente in der portugiesischen Stadt Sargres, wo ein findiges deutsches Ehepaar die „letzte Bratwurst vor Amerika“ verkauft.

All diese Definitionen treffen auf uns allerdings nicht zu, denn wir haben im Rahmen dieser Reise unsere eigene aufgestellt und definieren, ganz einfach, die Westspitze des europäischen Festlandes zum „Ende der Welt“. Das ist bei ca. 9,5 Grad westlicher Länge die Landspitze Cabo do Roca nahe der Gemeinde Azóia in Portugal, rund 30 km westlich der Hauptstadt. Dorthin werden wir uns heute also begeben, um die Reise zum Ende der Welt zu vollenden.

Wir verlassen das Hotel und fahren mit dem Stadtbus zu einer Metro-Station. Dafür kommt die gestern gekaufte navegante-Karte zum Einsatz. navegante ist ein einfaches Bezahlsystem für die öffentlichen Verkehrsmittel in Lisboa (ähnlich der Oyster Card in London). Eine navegante-Karte für die gelegentliche Nutzung (navegante occasional) ist an jedem Metro-Fahrscheinautomaten für 50 Cent erhältlich und ein Jahr lang gültig. Für die Karte gibt es im Grunde zwei verschiedene Nutzungsmöglichkeiten: entweder man lädt eine Tageskarte auf oder man lädt einen Geldbetrag auf die Karte und bekommt bei jeder Fahrt ein wenig des Guthabens abgezogen (das wird dann als „navegante pré-pago /zapping“ bezeichnet). Wir entscheiden uns für die zweite Option, da die Tageskarte einen entscheidenden Nachteil hat: Wenn eine Tageskarte auf die navegante-Karte geladen wurde, kann nicht „nebenher“ noch Guthaben für weitere Fahrten aufgeladen werden. Es gibt allerdings kein Tageskartenangebot für alle Verkehrsmittel, sodass wir im Laufe des Tages noch einen separaten Fahrschein bzw. eine zweite navegante-Karte für die fehlenden Fahrten benötigen würden. Der Einfachheit wegen nutzen wir also die „Zapping“-Option, die alle unsere Fahrten abdeckt, und laden dafür beim Kauf der Karte ein ausreichendes Guthaben auf. Die Karte ist u. a. für folgende Verkehrsmittel und Betreiber gültig:

  • in den Bussen des Stadt- und Umlandverkehrs in und um Lisboa (Carris und Carris Metropolitana)
  • in den Straßenbahnen und Aufzügen in Lisboa (Carris) sowie in den Straßenbahnen der Metro Sul do Tejo
  • in der Metro Lisboa
  • in den Zügen der CP (ausgenommen Fernverkehr) sowie von fertagus
  • in den Fähren von Transtejo

Die Nutzungskonditionen variieren dabei je nach Verkehrsunternehmen. Bei der Carris Metropolitana gilt z. B. ein Einsteigetarif, bei der Carris (die Aufzüge ausgenommen) und der CP ein Zeittarif, bei der Metro ein Pauschaltarif und bei Transtejo und fertagus ein Relationstarif. Die vielen Tarifmodelle wirken zwar etwas kompliziert, sind in der Handhabung aber ganz einfach: In der Regel kommt man beim Einstieg in ein Fahrzeug oder am Zugang zu einer Station an einem gelben Scanner vorbei, an den die Karte gehalten wird. Hat man noch keinen gültigen Fahrschein, wird jetzt Guthaben abgebucht und der Scanner zeigt das Restguthaben an. Das ist eigentlich auch schon alles. Probleme gab es während des Aufenthalts in Lisboa mit der Karte jedenfalls nie.

Zurück zu unserer Reise, für die wir nun mit einer Fahrkarte und ausreichend Guthaben ausgestattet sind. Wir steigen an der Bushaltestelle Campo Grande aus dem Bus und stellen fest, dass sich die Metro-Station Campo Grande noch ein ganzes Stück davon entfernt befindet. Also gehen wir zu Fuß dorthin. Auf dem Weg entlang der Straße überqueren uns regelmäßig Passagierflugzeuge, die in sehr geringer Höhe (nur rund 100 Meter über dem Boden) über der Stadt hinweg fliegen. Tatsächlich befinden wir uns, obwohl mitten in der Stadt, nur einen Kilometer vom Ende der Landebahn des internationalen Flughafens entfernt. Nach einigen Minuten erreichen wir die Metro-Station.

Bild 9-1: Metro Lisboa in der oberirdischen Haltestelle Campo Grande

Wir fahren mit der grünen Linie in die Innenstadt. Am Bahnsteig weist ein Lauftext darauf hin, dass die Teilnehmer eines Marathons heute ab 17:00 mit ihren Startnummern kostenlos mit der Metro fahren dürfen. Ist von der Sportveranstaltung anfangs noch nichts zu sehen, steigen auf der Fahrt in die Stadt mehr und mehr Läuferinnen und Läufer in die Metro zu. Auch nach dem Ausstieg an der Haltestelle Rossio sind in den Straßen der Stadt viele Teilnehmer des Marathons beim Warmlaufen zu beobachten.

Vom Praça Rossio gehen wir rüber zum Praça Martim Moniz, dem Endpunkt der Straßenbahn-Linie 28. Die Linie 28 ist eine der touristischen Hauptattraktionen der Stadt. Auf dieser Linie werden noch die alten Remodelados, modernisierte zweiachsige Triebwagen aus den 1930er-Jahren, eingesetzt.

Bild 9-2: Zweiachser der Straßenbahn Lisboa an der Endstelle Martim Moniz

Die Linie 28 ist nicht nur wegen der historischen Fahrzeuge, sondern auch wegen der besonderen Streckenführung bekannt. Die Strecke verläuft, teils eingleisig, durch die engen Gassen der Alfama, der Altstadt von Lisboa. Dabei müssen die kleinen Triebwagen ohne Zahnstange Steigungen bis zu 14% überwinden. Das macht die Fahrt in dem historischen Fahrzeug mit Kurbelsteuerung insgesamt zu einem sehr interessanten Erlebnis. Gerade deshalb fahren wir an diesem Sonntag bereits gegen 8:30 eine Runde mit, da die Bahn zu dieser Zeit noch nicht zu voll ist. Später, wenn die Mehrheit der Touristen ihr Frühstück beendet hat, wird es in den Fahrzeugen dann sehr eng.

Bild 9-3: Nach einer schönen Fahrt durch die noch ruhige Altstadt erreichen wir die Haltestelle Calhariz.
Bild 9-4: Dort wartet bereits ein weiteres historisches Fahrzeug.

Neben der historischen Straßenbahn betriebt die Carris in Lisboa auch drei Standseilbahnen, die als Aufzug (ascensor) bezeichnet werden. Bild 9-4 zeigt die Bergstation des Ascensor de Bica, der die Oberstadt mit dem Bahnhof Cais do Sodre verbindet. Für den Abstieg zum Bahnhof sparen wir uns allerdings das Fahrgeld für den Aufzug und gehen diesem zu Fuß hinterher.

Bild 9-5: Kreuzung der beiden Fahrzeuge des Ascensor de Bica
Bild 9-6: Seitenansicht des Fahrzeges

Die anderen beiden Standseilbahnen werden wir am nächsten Tag noch besuchen. Nun fahren wir aber zunächst mit dem Zug der „Urbanos“ genannten S-Bahn der CP aus Lisboa heraus.

Bild 9-7: Bahnhofshalle von Lisboa-Cais do Sodre
Bild 9-8: Treibwagen der CP-Baureihe 3150 / 3250.
(Der linke fährt in Doppeltraktion als Urbano nach Cascais).
Bild 9-9: Während in Spanien zur Einrichtung von Barrierefreiheit abgesenkte Fahrzeugelemente verwendet werden, nutzt die CP Aufbauten auf dem Bahnsteig.

Die Bahnstrecke von Lisboa-Cais do Sodre nach Cascais ist betrieblich vollständig vom nationalen Streckennetz der CP getrennt. In Alcântara-Mar befindet sich zwar ein Abzweig nach Alcântara-Terra, der dort Anschluss an das landesweite Schienennetz herstellt. Befahren wird diese Zweigstrecke im planmäßigen Personenverkehr jedoch nicht. Die Strecke nach Cascais stellt somit einen reinen Inselbetrieb dar. Sie führt am Nordufer des Tejo entlang bis zu dessen Mündung in den Atlantik bei Santa Amaro. Anschließend folgt die Strecke der Atlantikküste bis nach Cascais, dem westlichsten Bahnhof Kontinentaleuropas.

Bild 9-10: Ankunft in Cascais
Bild 9-11: Bahnhofsgebäude von Cascais

In Cascais nehmen wir uns etwas Zeit, um die eindrucksvollen Landschaften der schroffen Felsenküste zu besuchen. Der Stadtbus in Cascais ist nicht in das navegante-System eingebunden. Fahrkarten gibt es beim Busfahrer gegen Bargeld.

Bild 9-12: Boca do Inferno
Bilder 9-13 und 9-14: Felsenküste bei Cascais
Bild 9-15: Strand von Cascais

Eine Stunde später fahren wir dann mit dem Bus zum Cabo do Roca. Die Busse dorthin verkehren auch am Sonntag im Halbstundentakt und sind gut besetzt. Sie werden von der Carris Metropolitana betrieben, sodass die navegante-Karte wieder genutzt werden kann. Die Straße zum Cabo do Roca wird an diesem freundlichen Sonntag im Frühling bei von besonders vielen Motorradfahrern genutzt.

Bild 9-16: hügelige Wiesenlandschaft bei Azóia
Bild 9-17: Bus der Carris Metropolitana am Cabo do Roca

Nach 9 Tagen ist es nun soweit und wir sind an „unserem“ Ende der Welt angekommen.

Bild 9-18: Cabo do Roca, eines der Enden der antiken Welt
Bild 9-19: Von hier aus sind es nur noch 3.600 Kilometer bis Neufundland.
Bilder 9-20 und 9-21: Die Steilküste am Cabo do Roca liegt rund 100 Meter über dem Meeresspiegel.
Bild 9-22: Wie jede bedeutende Landspitze hat auch das Cabo do Roca einen Leuchtturm.

Mit dem nächsten Bus fahren wir weiter in die Stadt Sintra. Unterwegs folgt die Straße abschnittsweise der Strecke der Straßenbahn Sintra, die die Stadt mit dem Strand Praia das Maçãs verbindet.

Bild 9-23: Trasse der Eléctrico de Sintra an der Haltestelle Galamares

Die Straßenbahn hätten wir auf der Reise gerne auch mitgenommen; sie verkehrt allerdings nur zweimal am Tag und auf die nächste Fahrt hätten wir über 2 Stunden warten müssen. Daher fahren wir mit dem Bus durch bis nach Sintra und steigen dort um auf einen Urbano der CP zurück nach Lisboa.

Bilder 9-24 und 9-25: Bahnhof von Sintra
Bild 9-26: Eine Doppeltraktion der Baureihe 2300 fährt als Urbano zurück in die Stadt.

Die Baureihe 2300 erinnert von ihrem Fahrtverhalten und der Geräuschkulisse an die DB-Baureihe 425, reicht aber natürlich nicht vollständig an den einzigartigen Quietschie-Sound (nur original mit klappernden Mülleimerdeckeln!) heran. Während wir stadtauswärts am Kopfbahnhof Cais do Sodre abgefahren sind, der nur von der Linie nach Cascais bedient wird, kommen wir stadteinwärts nun am neuen Hauptbahnhof Lisboa Oriente an. Der Bahnhof wurde, wie das gesamte Stadtviertel um ihn herum, im Rahmen der EXPO 1998 in modernem Baustil neu errichtet.

Bild 9-27: Urbano im Hauptbahnhof Lisboa Oriente. Hinten ist ein Alfa Pendular zu sehen.
Bilder 9-28 und 9-29: moderne Bahnhofshalle von Lisboa Oriente (nun bei Tag)
Bild 9-30: An den Bahnhof schließt ein ebenso futuristisch gestaltetes Einkaufszentrum an.
Bild 9-31: EXPO-Viertel Parque das Nações.
Von links: Bürogebäude, Konzerthaus, Hotelturm, Seilbahn, Fußgängersteg und Straßenbrücke über den Tejo.
Bild 9-32: Vulkanbrunnen im Parque das Nações

Den Tejo, der östlich von Lisboa einen 14 km breiten See bildet, möchten wir nun auch überqueren. Das ermöglicht eine Fähre der Fährgesellschaft Transtejo. Das Fährterminal befindet sich allerdings rund 8 Kilometer vom Hauptbahnhof entfernt, sodass wir zunächst mit dem Zug zu einem weiteren Kopfbahnhof in Lisboa nach Santa Apolónia fahren.

Bild 9-33: Bei der Rückkehr zum Bahnhof steht am Nachbargleis ein IC abfahrbereit.
Bild 9-34: Außerdem wartet ein weiterer Urbano nach Sintra auf Fahrgäste.
Bild 9-35: An unserem Gleis fährt ein Doppelstocktriebwagen der Baureihe 3500 ein.
Bild 9-36: Kurz darauf erreicht dieser Zug den Kopfbahnhof Lisboa-Santa Apolónia.
Bild 9-37: Weiter vorne in der Bahnhofshalle steht ein Regionalzug nach Castelo Branco bereit.

Santa Apolónia war und ist für viele Züge nach wie vor Ausgangspunkt zur Fahrt in den Norden des Landes. Der Kopfbahnhof wird allerdings nicht mehr von allen Fernverkehrszügen, die aus Richtung Norden kommen bzw. dorthin fahren, bedient, da heute über die Ponte 25 de Abril auch Durchbindungen in den Süden des Landes möglich sind. Ein Beispiel dafür ist unser Alfa Pendular am Vortag, der zwar von Lisboa nach Porto fährt, aber von Faro durchgebunden ist und daher nicht am Bahnhof Santa Apolónia vorbei kommt. Von Santa Apolónia aus müssen wir nur noch eine Station mit der blauen Linie der Metro fahren, bevor wir das Fährterminal erreichen.

Bild 9-38: Fährterminal Terreiro do Paço

Das Fährterminal Terreiro do Paço liegt direkt am Fuße der Innenstadt. Dort fahren die Fähren auf die andere Seite des Tejo in die Nachbarstadt Barreiro ab. Mit Seefahrtsromantik hat der Fährbetrieb von Transtejo aber nichts zu tun. Die Tejo-Fähren sind Massenverkehrsmittel und auf die Beförderung von mehreren hundert Fahrgästen gleichzeitig ausgelegt. Im Terminal wird neben den nachfolgenden Abfahrten auch die bisherige Auslastung der nächsten Fähre angezeigt (gemessen an der Anzahl der bereits eingecheckten Fahrgäste). An diesem Sonntag hält sich die Auslastung aber in Grenzen und erreicht gerade einmal rund 20%, zumal die Tejo-Fähren am Sonntagnachmittag ab 16:00 von einem Stundentakt zum Halbstundentakt verdichtet werden.

Bild 9-39: Katamaran der Fährgesellschaft Transtejo am Anleger Terreiro do Paço
Bild 9-40: Die Fähren bieten mehreren hundert Fahrgästen Platz.

Die Fahrt mit der Katamaran-Fähre verläuft sehr zügig. Die Betriebsgeschwindigkeit liegt bei 22 Knoten (ca. 40 km/h), sodass das Schiff die 9 Kilometer lange Strecke inklusive der Ab- und Anlegemanöver in nur 20 Minuten zurück legt. Im Vergleich dazu benötigen Autofahrer, die einen großen Umweg über eine der beiden Tejo-Brücken nehmen müssen, für die selbe Relation rund eine Stunde bei einer Gesamtstrecke von über 40 Kilometern. Das hohe Fahrgastaufkommen, auf das die Fähren ausgelegt sind, erscheint daher nachvollziehbar.

Bild 9-41: Die Fähre legt vom Terminal Lisboa ab.
Bild 9-42: Während der Fahrt besteht Ausblick auf die Ponte 25 de Abril, die heute die nördlich und südlich von Lisboa gelegenen Schienennetze miteinander verbindet.
Bild 9-43: Nach 20 Minuten erreicht die Fähre die Vorstadt Barreiro.
Bild 9-44: In Barreiro liegen an diesem Tag zwei ruhende Transtejo-Fähren an.

Barreiro, obwohl außerhalb des Stadtgebiets von Lisboa gelegen, war vor der Eröffnung der Ponte 25 de Abril Endpunkt der Fernzüge aus dem Süden des Landes nach Lisboa, das bis dahin über das Schienennetz aus Richtung der Algarve nicht direkt erreichbar war. Die Reisenden wurden dort an einem in das Bahnhofsgebäude integrierten Fährterminal auf Fährschiffe verladen, die sie nach Lisboa brachten. Heute fahren die Züge über die 1999 für den Eisenbahnverkehr eröffnete Brücke direkt in die Stadt und Barreiro ist nur noch Endpunkt einer Urbanos-Linie zum nächsten Eisenbahnknotenpunkt Pinhal Novo. Die historischen Bahnhofsanlagen sind jedoch teilweise noch erhalten und heute als „Lost Place“ öffentlich zugänglich.

Bild 9-45: historischer Kopfbahnhof von Barreiro
Bild 9-46: Am Ende des Empfangsgebäudes befand sich ein Fährterminal für die Überfahrt über den Tejo nach Lisboa.
Bild 9-47: Außerhalb der Bahnhofshalle stehen einige Wagen ehemaliger Talgo-Gliederzüge.
Im Bild sind die baulichen Eigenschaften der Talgo-Züge gut zu erahnen: Einzelradaufhängung, durchgehend ebener Mittelgang, Hochaufhängung der Wagenkästen und dadurch passive Neigetechnik.

Heute sind, unschwer erkennbar, der alte Bahnhof und das alte Terminal nicht mehr in Betrieb. Direkt daneben wurden ein neues, leistungsfähigeres Fährterminal sowie ein neuer Bahnhof für die Urbanos-Züge errichtet. Zudem gehören ein großer P+R-Parkplatz und ein Busbahnhof zum intermodalen Knotenpunkt Barreiro. Wir fahren mit dem nächsten Urbano nach Pinhal Novo.

Bild 9-48: Neuer Bahnhof Barreiro mit abgestelltem Triebwagen der Baureihe 2200.
Bild 9-49: Mit einigen Minuten Verspätung aus der Vorleistung erreicht der Urbano nach Setúbal (rechts) den Bahnhof Barreiro.

Der Zug, der um 17:25 abfahren soll, kommt planmäßig um 17:18 aus Setúbal in Barreiro an. An diesem Tag erreicht der Zug jedoch erst zur planmäßigen Abfahrtszeit den Endbahnhof. Der Fahrgastwechsel dauert ziemlich lange, da sich viele Fahrgäste aus und in den kleinen Triebwagen drängen. Der Stundentakt am Sonntag scheint der Nachfrage auf dieser Strecke nicht ganz gerecht zu werden. Mit 5 Minuten Verspätung beginnt somit die Zugfahrt zurück in Richtung Setúbal. Unterwegs baut der Zug an jedem Halt eine weitere Minute Verspätung auf, verursacht durch sehr enge Fahrzeitvorgaben einerseits und weiterhin großen Andrang andererseits. Den Knotenpunkt Pinhal Novo, den wir am Vortag bereits mit dem Alfa Pendular passiert haben, erreicht der Urabno daher um rund 10 Minuten verspätet. Eigentlich wäre der 8-Minuten-Übergang zum IC nach Lisboa Oriente damit nicht mehr möglich. Wir gehen allerdings in der Hoffnung auf eine geringe Verspätung des IC trotzdem zum Bahnsteig und werden nicht enttäuscht.

Bild 9-50: Ein IC von Évora nach Lisboa fährt in Pinhal Novo ein.

Mit dem IC fahren wir eine Station bis zum Bahnhof Pragal, der sich noch südlich des Tejo befindet. Der Grund, warum wir im IC und nicht in einem Nahverkehrszug von fertagus gelandet sind, ist übrigens banal: Ich hatte für die Fahrt von Barreiro nach Pragal die Fahrplanauskunft der CP konsultiert und diese Verbindung mit dem IC vorgeschlagen bekommen. In den anderen Stunden, in denen kein IC in einer passenden Zeitlage verkehrt, wurde keine Verbindung angezeigt. Das war zwar verwunderlich, aber ich hatte das nicht weiter hinterfragt. Erst bei der Ankunft in Lisboa am Vortag habe ich dann festgestellt, dass die Nahverkehrszüge über die Ponte 25 de Abril von einer privaten Bahngesellschaft (fertagus) betrieben werden. Damit war dann auch klar, warum die CP sie nicht als Fahrtmöglichkeiten ausgibt.

Bild 9-51: Nach 20 Minuten erreicht der IC den Bahnhof Pragal.

Der Zug, der mit nur 4 Wagen für einen Sonntagabend recht kurz ausfällt, aber dennoch nicht voll besetzt ist, wird in Kürze die Ponte 25 de Abril queren und damit in die Stadt Lisboa einfahren. Da sich die Fernbahnhöfe in Lisboa aber relativ weit von der Innenstadt entfernt befinden, nutzen wir einen anderen Weg zurück in die Stadt.

Bild 9-52: fertagus-Zug in Pragal, dessen Existenz von der CP-Reiseauskunft verschwiegen wird.
Bild 9-53: Metro Transportes do Sul (MTS), eine Straßenbahn in den südlichen Vororten von Lisboa.

Mit der MTS fahren wir zum Fähranleger in Cacilhas. Dort ermöglicht Transtejo die Überfahrt zurück zum Bahnhof Cais do Sodré in Lisboa, an dem wir unsere Rundfahrt heute früh gestartet hatten.

Bild 9-54: Straßenbahn an der Endhaltestelle Cacilhas
Bild 9-55: Ponte 25 de Abril bei Abendrot
Bild 9-56: In Cacilhas wartet erneut eine Fähre.
Bild 9-57: Lisboa liegt am nördlichen Ufer des Tejo, das wir in Kürze erreichen werden.

Mit der Ankunft am Cais do Sodré geht ein ereignisreicher Tag zu Ende. Gestärkt um ein Abendessen in der Stadt gehen wir zu Fuß durch das nächtliche Lisboa zur Metro-Station Rossio und fahren mit der grünen Linie bis Alameda sowie anschließend mit der roten Linie bis zum Flughafen. Von dort ist es nur noch eine kurze Busfahrt bis zu unserem Hotel.

Bild 9-58: Ankunft am Anleger Cais do Sodré.
Gegenüber ist die Christusstatue von Almada zu sehen, die dem Vorbild in Rio de Janeiro nachgebaut wurde.
Bild 9-59: Praça do Comércio
Bild 9-60: Arco da Rua Augusta, davor eine moderne Gelenkstraßenbahn der Linie 15
Bild 9-61: Rua Augusta
Bild 9-62: Praça do Rossio
Bild 9-63: Metro in der Endhaltestelle Aeroporto
Bild 9-64: Internationaler Flughafen Lisboa-Humbetro Delgado

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