Heute müssen wir uns morgens nicht beeilen, denn unsere Fahrt am Bahnhof beginnt erst um 10:14. Daher nutzen wir die Zeit nach dem etwas späteren Aufstehen in Almería, um uns die Alcazaba, die historische maurische Festung der Stadt, anzusehen.

Der Eintritt ist für EU-Bürger kostenlos. Theoretisch ist dafür ein Ausweis vorzulegen – praktisch fragt die freundliche Pförtnerin nur kurz auf Spanisch nach der Nationalität und zeigt sich mit einem „alemán“ zufrieden.





Dabei handelt es sich um eine agrarwissenschaftliche Forschungseinrichtung, die an verbesserten Methoden zur Kultivierung von Pflanzen und Tieren in trockenen Regionen arbeitet.
Im Mittelalter wurde die iberische Halbinsel über einige Jahrhunderte weitgehend von muslimischen Berberstämmen aus Nordafrika, den Mauren, beherrscht. Die Alcazaba wurde von den Mauren seit dem 10. Jahrhundert zur Verteidigung der Stadt Almería errichtet und in den nachfolgenden Jahrhunderten kontinuierlich ausgebaut. Später nahmen christliche Herrscher die muslimischen Teile des Landes nach und nach wieder ein. Nachdem die Festung 1522 durch ein Erdbeben zerstört wurde, flossen daher auch christliche Einflüsse in den Weideraufbau ein. Spuren der maurischen Besiedelung sind im Süden Spaniens auch abseits historischer Gebäude und Festungen heute noch zu finden – so z. B. in Ortsnamen wie Almería, die auf die arabische Sprache zurück gehen.
Nach unserem Besuch der Festung gehen wir zurück zum Hotel, holen unser Gepäck ab und begeben uns zum Bahnhof.




Die Brücke diente als Verladeanlage für Erze aus den Gruben im Hinterland, die von schottischen Gesellschaften betrieben wurden. Die Erzzüge fuhren über eine Rampe auf die Anlage. Dort wurde das Erz entladen und über mehrere Trichter im Inneren der Konstruktion auf die unten wartenden Schiffe verladen.


Die Fahrt über Granada nach Málaga beginnt gemäß „Regelfahrplan“ eigentlich um 10:35. Bei der Buchung des Zuges nach Granada, die erst eine Woche vor Reisebeginn auf der RENFE-Buchungsplattform freigeschalten wurde, war die Abfahrtszeit jedoch auf 10:14 vorgezogen. Vor dem Buchungsstart wurden für die Strecke Almería – Granada an diesem Tag übrigens gar keine Verbindungen in der Reiseauskunft angezeigt. Die vorgezogene Abfahrtszeit ist mit einem abschnittsweisen SEV begründet. Das erfährt der Reisende aber nur über kleinen Hinweis in der Fahrplanauskunft. Demnach besteht zwischen dem Stadtbahnhof von Almería und dem eigentlich stillgelegten Bahnhof Huércal-Viator in einem nördlichen Vorort ein Ersatzverkehr mit Bussen. Wir begeben uns dem entsprechend wieder zum Busbahnhof, wo wir gestern bereits angekommen waren. Dort warten bereits zwei Reisebusse, vor denen das RENFE-Personal die Reisenden im Empfang nimmt und ihnen noch einmal erklärt, das in Huércal-Viator ein Umstieg auf den Zug ansteht. Das Zugpersonal versucht dabei, letztlich erfolgreich, alle Fahrgäste in einem Bus unter zu bekommen. So war der Bus bei der Abfahrt recht voll; der zweite Bus konnte dafür eine Runde aussetzen.

Eine Viertelstunde später fährt der Bus vor dem Bahnhofsgebäude von Huércal-Viator vor. Dort können die Fahrgäste über einen provisorischen Bahnsteig auf den Zug umsteigen. Ein Zustieg in Huércal-Viator, z. B. für die örtlichen Anwohner, ist offiziell übrigens nicht möglich. Die RENFE verkauft die Fahrt von Almería nach Granada nach wie vor als durchgehende Reisekette und in den Fahrplandaten ist der Halt bzw. Umstieg in Huércal-Viator nicht hinterlegt. Daher können keine Fahrkarten von und zu diesem Halt gebucht werden. Praktisch ist der provisorische Bahnsteig von außen jedoch frei zugänglich. Das Zugpersonal fragt daher kurz nach der Abfahrt explizit danach, ob noch Reisende dazu gekommen sind, die eine Fahrkarte (tariflich dann wohl ab Almería) benötigen.

Aktuell dient er als provisorischer Umsteigepunkt zwischen Zug und SEV am Stadtrand von Almería.
Der späten Dateneingabe und Buchungsfreigabe entsprechend ist der Zug sehr spärlich besetzt. Mehr Reisende als in dem einen SEV-Bus waren letztlich nicht im Zug. Der Media Distancia fährt in den nächsten zwei Stunden nun durch die Steppe Andalusiens und umgeht damit die Sierra Nevada.




Kurz nach 12 Uhr erreicht der Zug das Gleisdreieck von Moreda. Dort verzweigt sich die historische Hauptstrecke aus Richtung Madrid in zwei Äste nach Granada und Almería. Die Strecke nach Madrid wird auf dem Abschnitt bis zum nächsten Knotenpunkt Linares-Bazea heute jedoch nur noch von einem Intercity-Zugpaar Madrid – Almería am Tag bedient. Der Verkehr nach Granada wurde vollständig auf die neu gebaute Hochgeschwindigkeitsstrecke über Córdoba und Antequera verlagert. Die meisten Züge nutzen in Moreda daher aktuell die Verbindungskurve zwischen den beiden Streckenästen nach Almería und Granada. Langfristig ist zu befürchten, dass die RENFE nach Inbetriebnahme der Schnellfahrstrecke bis Almería auch das noch verbleibende IC-Zugpaar einstellt, sodass die ehemalige Hauptstrecke dann ohne Verkehr verbleiben würde. Im Zulauf auf Granada fahren wir an einem neu gebauten Spurwechselhäuschen vorbei, das ab Anfang 2025 von einem zusätzlichen Alvia-Zugpaar Madrid – Almería genutzt werden kann, um von der normalspurigen Schnellfahrstrecke auf die breitspurige Strecke Granada – Almería über zu gehen. Dem Bahnhof Granada nähern wir uns u. a. wegen dieser Baustelle sehr langsam, erreichen ihn aber auf die Minute pünktlich um 12:55.


In Granada hätten wir uns mit der Alhambra eine noch größere und beeindruckendere Palast- und Festungsanlage anschauen können. Da wir allerdings an diesem Tag bereits die Alcazaba von Almería besucht haben und der Besuch der stark frequentierten Alhambra im Gegensatz dazu kostenpflichtig und limitiert ist, verzichten wir darauf und fahren direkt weiter nach Málaga. Der Fahrplan der Züge aus Almería ist in Granada auf die abgehenden Hochgeschwindigkeitszüge abgestimmt, sodass sich ein passender 20-Minuten-Anschluss an einen der drei täglichen Avant-Züge nach Málaga ergibt. Allerdings konnte ich diesen Anschluss vorab nicht durchgehend in einer Fahrkarte buchen, da das RENFE-Buchungssystem den Anschluss zwar ausgibt, aber im letzten Buchungsschritt bei der Bezahlung mit einem Fehler abbricht. Separat konnten die Fahrkarten für beide Züge aber problemlos gekauft werden – natürlich mit dem Risiko, auf den Kosten einer weiteren Avant-Fahrkarte für einen späteren Zug sitzen zu bleiben, wenn sich der Zubringer zu stark verspätet. An diesem Tag hat der Anschluss aber funktioniert. Von den ca. 50 Reisenden aus dem Media Distancia stellen sich neben uns noch einige weitere in die Schlange der Gepäckkontrolle, die zügig voran schreitet. Um 13:05 stehen wir somit auf dem Bahnsteig. Der RENFE-Mitarbeiter, der die Fahrkarten scannt, gibt allerdings allen Fahrgästen den wichtigen Hinweis „último tren“ mit. Denn der eigentlich für unseren Zug vorgesehene Avant-Triebwagen, der im Kopfbahnhof am Prellbock steht, ist weiter vorne im Gleis durch eine Ente zugeparkt. Der Talgo übernimmt heute die Leistung nach Málaga als Ersatzzug.


Da der planmäßige Avant-Triebwagen aus 4 Wagen mit „normaler“ Länge bestehen würde und in Avant-Zügen jedem Fahrgast ein Sitzplatz zugewiesen wird, den man zudem kostenfrei grafisch auswählen darf, haben alle Reisende Reservierungen für die Wagen 1 – 4. Auch wir wären in Wagen 1 gebucht. Die Kurzwagen des Talgo bieten allerdings selbstverständlich nicht das gleiche Platzangebot pro Wagen, sodass einige Sitzreihen in den jeweiligen Wagen fehlen – gerade auch, da die Wagen 1 – 3 der 1. Klasse (ehemalige „Preferente“) mit 2+1-Bestuhlung angehören. Daher herrschte in diesen Wagen ein heftiges Gedränge mit vielen verwirrten Fahrgästen. Wir möchten uns das nicht antun und gehen zurück bis zu Wagen 9. Den müssen wir uns auf der ganzen Fahrt mit nur zwei anderen Mitreisenden teilen.


Die Abfahrt verzögert sich aus unbekannten Gründen um wenige Minuten. Wir fahren zunächst über die (noch) eingleisige und teilweise neu trassierte Ausbaustrecke bis zum nächsten Halt Loja. Danach nutzt der Zug für einige Kilometer die auf Dreischienengleis erweiterte kurvige Altstrecke, die in diesem Abschnitt mit gerade einmal rund 60 km/h befahren wird.

Eine Ortsumfahrung von Loja ist bereits geplant bzw. im Bau. Die Brücke in Bild 5-25 ist dafür eine Bauvorleistung. Im Anschluss an diese Brücke fährt der Zug wieder auf die Schnellfahrstrecke auf. Die Strecke ist in diesem Abschnitt ebenfalls eingleisig ausgeführt, jedoch vollständig zweigleisig trassiert.

Da die Strecke derzeit nicht bis an die Kapazitätsgrenze mit Zügen belegt ist, verzichtet der spanische Infrastrukturbetreiber ADIF vorerst aus finanziellen Gründen auf den Einbau des zweiten Gleises. Sollte sich das Verkehrsaufkommen erhöhen, kann das zweite Gleis dann in Zukunft „kurzfristig“ auf dem bereits eingerichteten Planum installiert werden. In einem Betriebsbahnhof nahe der Gemeinde Archidona endet aktuell der zweigleisige Streckenausbau der Schnellfahrstrecke an einer Überleitstelle.
Wenige Kilometer weiter hält der Avant im neuen Stadtbahnhof von Antequera, der erst 2023 an dieser Stelle eröffnet wurde. Zuvor war Antequera für einige Jahre nur durch den Fernbahnhof Antequera-Santa Ana an der Schnellfahrstrecke Córdoba – Malaga angebunden, der mit dem ÖPNV von der Stadt aus praktisch unerreichbar war. Der unmittelbar am abgelegenen Fernbahnhof beginnende Abzweig nach Granada führte während der Bauphase des neuen Stadtbahnhofs Antequera AV ohne Halt durch die Stadt. Heute ist Antequera nun direkt an das Hochgeschwindigkeitsnetz angebunden und Fernzüge in Richtung Córdoba halten teilweise zweimal im „Stadtgebiet“ (im abgelegenen Bahnhof Santa Ana und im Stadtbahnhof). Der Stadtbahnhof ermöglicht zudem den Avant-Zügen der Relation Granada – Málaga, die den Bahnhof Antequera-Santa Ana über eine Verbindungskurve zwischen den Schnellfahrstrecken umgehen, erstmals einen Halt in der Stadt.

Hier biegen wir von Granada bzw. Antequera AV aus kommend ab auf die Verbindungskurve nach Málaga.
Die anderen beiden Gleise führen in den Bahnhof Antequera-Santa Ana und weiter nach Córdoba.

Trotz der anfänglichen Verspätung erreicht der Zug den Endbahnhof Málaga-María Zambrano einige Minuten vor Plan.

In Málaga fahren wir eine Station mit der Metro zu unserem Hotel in der Innenstadt, wo wir ab 15:00 zum Check-In empfangen werden.

Der Fluss wird einige Kilometer vor der Mündung in den Bergen gestaut und liegt daher im Stadtgebiet meist trocken.
Nach dem Bezug des Hotelzimmers machen wir noch einen Ausflug an die Costa del Sol, eine der beliebtesten Tourismusregionen Spaniens. Dorthin fahren wir mit der Linie C 1 der Cercanías, die an einem unterirdischen Bahnhof direkt im Stadtzentrum beginnt.

Die Linie C 1 fährt im 20-Minuten-Takt. Dennoch sind die Züge am Nachmittag extrem voll. Wir haben bereits am Eingang der Station Schwierigkeiten, auf den engen und vollen Bahnsteig zu gelangen. Nach der Einfahrt des Zuges verteilen sich die Fahrgäste aber gut darin. Allerdings hält der Zug nach nur einer Station am Hauptbahnhof María Zambrano und im weiteren Fahrtverlauf noch am Flughafen, sodass danach ein Zustieg kaum mehr möglich erscheint.

Eine Taktverdichtung erscheint zwar notwendig, ist aber infrastrukturseitig kaum möglich. Einerseits da der Endpunkt Centro Alameda nur ein einziges Stumpfgleis aufweist. Andererseits da die Strecke an der Costa del Sol teilweise eingleisig ist und durch die hohe Taktdichte viele Kreuzungen erforderlich werden. Mit jedem weiteren Unterwegshalt wird der Zug dann allerdings ein Stück leerer, bis wir in Benalmádena ganz bequem aussteigen können.

In Benalmádena befindet sich unweit des Bahnhofs eine Seilbahn, die zum Gipfel des nahen Monte Calamorro hinauf fährt und eine schöne Aussicht auf die Umgebung verspricht. Die Fahrt mit der Seilbahn kostet zwar rund 20 € (bei Vorbuchung online etwas günstiger), allerdings lohnt sie sich in Anbetracht der Aussicht allemal. Die Teleférico Benalmádena ist eine rund 5,5 km lange Einseilumlaufbahn (Gesamtlänge eines Umlaufs), die für den Umlauf rund 30 Minuten benötigt. Fahrgäste sollten eine gewisse Schwindelfreiheit bzw. -toleranz mitbringen, da die für eine oder zwei Personen ausgelegten kleinen Kabinen bei Bewegung im Innenraum deutlich schaukeln und schwanken.




Das Seil bewegt sich dort nur mit ca. der halben Vorwärtsgeschwindigkeit, dafür gewinnen die Kabinen sehr schnell an Höhe.

Bei der Einfahrt in die Bergstation geht die Seilstrecke hinter dem letzten Pfeiler in die Gerade über. Dadurch beschleunigt die Kabine auf dem letzten Stück vergleichsweise stark und geht über auf die Trägerschiene der Stationsanlage. Dabei wird die Kabine dann wieder stark verlangsamt, sodass sie nicht ganz im Sinne des Wohlbefindens der Fahrgäste in beide Richtungen ordentlich ausschwingt.
Um die Bergstation herum befinden sich mehrere kurze Wanderwege, über die einige Aussichtspunkte in der Umgebung erreicht werden.



Nachdem wir die Aussicht noch etwas genießen konnten, begeben wir uns zurück zur Bergstation und treten den Abstieg mit der Seilbahn an.

Die Rückfahrt dauert erneut eine Viertelstunde und endet mit dem selben schwindelerregenden Auslaufmanöver bei der Einfahrt in die Talstation. Von dort aus ist es nur noch ein kurzer Fußweg zum Bahnhof, an dem wir mit dem nächsten Zug der Linie C 1 zum Endpunkt Fuengirola weiterfahren.


In Fuengirola endet der dicht bebaute Küstenabschnitt der Costa del Sol und damit auch die Cercanías-Linie C 1. Die Weiterfahrt in den beliebten Urlaubsort Marbella erfordert eine Busfahrt. Wir fahren allerdings nicht dorthin, sondern gehen zum Strand und fahren nach einer Weile wieder zurück zu unserem Hotel in Málaga.



