Tag 3 / 8

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Der nächste Tag führt uns in Richtung der Bretagne. Ursprünglich war angedacht, den Mont-Saint-Michel zu besichtigen. Allerdings ist dieser außerhalb der Sommer-Saison, in der sogar zusätzliche Züge aus Paris dorthin fahren, sehr schlecht an den öffentlichen Verkehr angebunden. Gerade einmal zwei Züge pro Tag und Richtung bedienen den Bahnhof von Pontorson-Mont St. Michel und bei Bauarbeiten entfällt auch eines dieser Zugpaare gerne ersatzlos. Daher entscheiden wir uns für ein alternatives Reiseziel am heutigen Vormittag: Die Stadt St. Malo.

Um 7:59 beginnt unsere Fahrt von Granville zunächst nach Dol de Bretagne. Nachdem das AGC aus Richtung Caen im Bahnhof angekommen war, leerte es sich fast vollständig. Zur Weiterfahrt Richtung Rennes befindet sich bei Abfahrt gerade einmal eine einstellige Zahl an Fahrgästen im Zug. In Anbetracht des dünnen Fahrplans ist diese geringe Nachfrage erwartbar. Auf der Gesamtstrecke von Caen nach Rennes bietet die SNCF neben dem spärlichen Bahnverkehr auch Schnellbusse über die Autobahn an, die deutlich kürzere Reisezeiten zwischen den beiden Städten ermöglichen.

Bild 3-1: Sparmaßnahmen bei der SNCF:
Am „Knotenbahnhof“ Folligny wurde der Fahrkartenschalter geschlossen. Fahrgäste können sich nun bei Betriebsstörungen über ein Telefon beim Fahrdienstleiter erkundigen.

Durch den geringen Fahrgastwechsel und die dadurch kurzen Haltezeiten an den Unterwegshalten können wir auf unserer Fahrt von Granville bis Dol de Bretagne insgesamt 5 Minuten Verspätung aufholen, sodass der dortige Anschluss nach St. Malo sich ausgeht. Zu unserer Freude fährt ein neuer Doppelstöcker vor (Régio 2N – 2N steht für deux niveaux). Eine Viertelstunde später erreichen wir Saint Malo.

Bild 3-2: Umstieg in Dol de Bretagne
Bild 3-3: Kurz nach der Ausfahrt aus dem Bahnhof ist rechts der Mont-Dol, eine markante Erhebung in der flachen Landschaft, zu sehen.
Bild 3-4: Régio 2N in Saint Malo
Bild 3-5: TER Bretagne nennt sich inzwischen in Verbundenheit mit der bretonischen Sprache „BreizhGo“.

Saint Malo ist, wie auch einige Städte, die wir zuvor schon besucht haben, eine alte Festungsstadt. Das historische Zentrum der Stadt bildet der Teil, der sich innerhalb der Stadtbefestigung befindet. Er wird passenderweise „intra-muros“ genannt. Besonders an Saint Malo ist, dass Besucher hier die Befestigungsanlagen direkt besichtigen und auf der historischen Stadtmauer entlang schreiten dürfen. Aber auch einige auf den ersten Blick weniger offensichtliche Orte, die in den nächsten Bildern vorgestellt werden, machen die Stadt besonders sehenswert. Im Nachhinein sollte es sich somit als richtig erweisen, nach Saint Malo und nicht zum Mont-Saint-Michel zu fahren.

Bild 3-6: Saint Malo begrüßt Reisende mit diesem modernen Gebäude, in dem sich eine Mediathek befindet.
Bild 3-7: Château de la Duchesse Anne
Bild 3-8: Porte Saint Vincent – der meist frequentierte Zugang zur Altstadt
Bild 3-9: Vor der Stadt befinden sich einige kleine Inseln, die teilweise Festungen beherbergen (hier z. B. das Fort National). Gezeitenabhängig sind diese Inseln trockenen Fußes zu erreichen.
Bild 3-10: historische Stadtbefestigung
Bild 3-11: Straße innerhalb der Altstadt „intra-muros“
Bild 3-12: besondere Parkregelung: Vom 1. bis zum 15. eines jeden Monats darf man hier nicht parken, vom 16. bis zum 31. ist es gestattet.
Bild 3-13: Deutsche unter sich…
Bild 3-14: Etwas versteckt liegt hinter dem Hafen der Plage des Bas Sablons.
Das Fort d’Alet aus den Bildern 3-15 und 3-16 liegt auf dem Hügel rechts.
Bild 3-15: Fort d’Alet – heute ein Mahnmal für die Opfer des 2. Weltkriegs
Bild 3-16: Innenansicht des Fort d’Alet
Bild 3-17: Tour Solidor
Bild 3-18: Rückkehr zum Bahnhof
Bild 3-19: links ein TGV nach Paris, rechts unser Zug

Die Weiterfahrt zu unserem Tagesziel Nantes führt nun zurück nach Dol de Bretagne und von dort direkt weiter bis nach Rennes. Wir nutzen dabei erneut einen Régio 2N. In Rennes steigen wir bereits am Haltepunkt Pontchaillou aus, um mit der Metro für die Mittagspause ins Stadtzentrum zu fahren, denn der Anschluss nach Nantes hat noch fast zwei Stunden Zeit.

Bild 3-20: Das ehemalige Bahnhofsgebäude des Unterwegshalts Bonnemain ist heute ein lost place.
Bild 3-21: Am Haltepunkt Pontchaillou im Norden der Stadt Rennes steigen wir aus.

Die Metro ist allerdings nicht einfach zu finden, denn die gleichnamige Metro-Haltestelle Pontchaillou liegt nicht direkt neben dem Bahnhof. Wir müssen den verwinkelten Campus der örtlichen Universitätsklinik durchqueren, um dorthin zu gelangen. Gemäß Liniennetzplan der Metro wird der Umstieg zum Zug deshalb an der nächsten Haltestelle Anatole France empfohlen. Wir finden die Haltestelle Pontchaillou dennoch nach einigen Minuten und erreichen kurz später das Stadtzentrum.

Bild 3-22: Metro-Haltestelle Pontchaillou
Bild 3-23: hohe Sicherheitsstandards durch Bahnsteigtüren
Bild 3-24: Rathaus von Rennes

Nach der Mittagspause und der anschließenden Weiterfahrt mit der Metro zum Bahnhof setzen wir die Reise fort. Betrachtet man die folgende Zugfahrt auf einer Karte, könnte man kaum glauben, dass es sich dabei um einen Direktzug und zu dieser Zeit auch um die schnellste Verbindung zwischen den beiden Städten Rennes und Nantes handelt: Unser Zug fährt von Rennes zunächst in östlicher Richtung bis kurz vor Le Mans, biegt dann nach Süden ab bis Angers und nähert sich schließlich Nantes aus westlicher Richtung durch das Tal der Loire. Das entspricht 260 Strecken-Kilometern für eine Luftlinie von 100 Kilometern. Es gibt zwar auch direkte Züge über eine kürzere Strecke. Diese fahren allerdings im Schnitt deutlich langsamer, denn unser Zug schafft die 260 Kilometer in rund 2,25 Stunden (115 km/h im Mittel trotz 10 Minuten Standzeit in Sablé-sur-Sarthe). Die hohe Durchschnittsgeschwindigkeit liegt einerseits am Fahrzeug. Der Zug wird mit einem Z-TER gefahren. Dieser Nahverkehrstreibwagen erreicht in der Spitze 200 km/h und kann das auf weiten Teilen der Strecke auch ausfahren. Zum anderen liegt die hohe Geschwindigkeit an der Infrastruktur, denn zwischen Laval und Sablé-sur-Sarthe befährt der Zug die LGV Paris – Bretagne (LGV = Ligne à grande vitesse). Es handelt bei den Zügen auf dieser Linie (von den TERGV abgesehen) um die einzigen Regionalzüge in Frankreich, die eine Hochgeschwindigkeitstrecke mit benutzen.

Bilder 3-25 und 3-26: Der architektonisch interessante Bahnhof von Rennes.
Bild 3-27: Z-TER
Bild 3-28: Tal der Loire bei 180 km/h

Nach der zügigen Fahrt erreichen wir Nantes um kurz nach 17:00. Dort unternehmen wir noch eine kleine Stadtrundfahrt. An Bord einer AGC-Doppeltraktion in Richtung Sainte-Pazanne queren wir die Île des Nantes, eine früher industriell geprägte Stadtinsel, die mittlerweile einen deutlichen Strukturwandel durchgemacht hat. Vom ersten Halt Rezé Pont-Rousseau aus fahren wir mit der Straßenbahn zurück in die Innenstadt.

Bild 3-29: Züge im Bahnhof Nantes: vorne ein TGV, dahinter ein TER 2N NG und ganz hinten ein Tram-Train.
Bild 3-30: der nördliche Arm der Loire
Bild 3-31: AGC-Doppel in Rezé Pont-Rousseau
Bild 3-32: Weiterfahrt mit der Straßenbahn
Bild 3-33: der südliche Arm der Loire

Während der Fahrt mit der Tram wird ein Problem des ambitionierten Straßenbahnausbaus in Frankreich und besonders in Nantes deutlich: Obwohl die Tram auf der Île de Nantes im überlagernden Abschnitt zweier Linien im 3-Minuten-Takt fährt, sind alle Züge voll! Das ÖPNV-Netz passt trotz des voranschreitenden Ausbaus (noch) nicht zur Größe der Stadt und wird daher von seinem Erfolg überrollt. Bis das Netz die notwendige Leistungsfähigkeit erreicht hat, wird es wahrscheinlich noch weitere Angebotserweiterungen benötigen.

Am Abend sehen wir uns noch ein wenig in der Stadt um, bevor auch dieser Tag zu Ende geht.

Bild 3-34: Auf der Île des Versailles, einer kleinen Insel im Fluss Erdre, befindet sich ein gut gepflegter japanischer Garten.
Bild 3-35: ein fantastisches Farbenspiel im Frühjahr
Bild 3-36: Auf der Promenade vor der Cathédrale (hinten rechts) wird ein Jahrmarkt aufgebaut.
Bild 3-37: Château des Ducs de Bretagne
Bild 3-38: Doppelgelenkbus
Bild 3-39: abschließend eine moderne Tram

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