Tag 4 / 8

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Der 4. Tag bringt uns noch deutlich weiter in Richtung Süden bis in Sichtweite der spanischen Grenze. Auch an diesem Reisetag legen wir am Vormittag einen längeren Zwischenhalt, heute in La Rochelle, ein. Die Stadt ist u. a. bekannt durch den Film „Das Boot“, in dem das porträtierte U-Boot dort stationiert ist und auch einige Szenen am U-Boot-Bunker im Hafen von La Rochelle gedreht wurden. Wir werden die äußeren Hafenanlagen der Stadt allerdings nicht besichtigen, da sie nicht öffentlich zugänglich sind. Statt dessen widmen wir uns der Küste und dem zivilen Hafen der Altstadt.

Bild 4-1: Hintereingang des Bahnhofs Nantes, der sich zur Zeit noch im Umbau befindet.

Zur Anreise nach La Rochelle nutzen wir einen Zug auf einer der wenigen verbleibenden Intercités-Linien der SNCF. Die Zuggattung IC wurde seit 2017 weitgehend durch die Umwandlung von IC-Leistungen in TER-Leistungen aufgegeben. Zeitweise hing die Klassifizierung eines Zuges als „IC“ oder „TER“ in erster Linie von der Finanzierung durch die Region bzw. die SNCF direkt ab. Als Fahrzeug kommt für unseren IC ein Coradia Liner, eine fernverkehrstaugliche Variante des Régiolis aus der Polyvalent-Plattform von Alstom, zum Einsatz. Auch bei dieser Fahrt wechselt der Zweikraft-Triebwagen am Bahnhof La Roche sur Yon von elektrischer zu thermischer Traktion. Dabei wird der Dieselmotor bereits während der Fahrt angeworfen. Die Strecke zwischen La Roche und La Rochelle (Verwechslungsgefahr!) wurde gerade frisch renoviert, sodass es sich um eine ruhige und im Vergleich zum nächsten Streckenabschnitt recht zügige Fahrt handelt. Den Stadtbahnhof von La Rochelle erreichen wir nach rund zwei Stunden etwas vor Plan.

Bild 4-2: Coradia Liner in der Bahnhofshalle von La Rochelle

In La Rochelle fahren wir zunächst mit dem Bus hinunter zur Küste. Ein Problem bereitet mir dabei das System zur Entwertung von Fahrkarten, denn meine beim Busfahrer erworbene Fahrkarte möchte sich beim Kontakt mit dem Entwerter nicht per NFC entwerten. Der Busfahrer toleriert dieses Problem jedoch und lässt mich nach hinten durchgehen. Kurz darauf erreichen wir die Küstenlinie. Dort sehen wir u. a., wie ein „natürlicher“ Sandstrand auf nicht ganz natürliche Art und Weise entsteht.

Bild 4-3: Atlantik-Küste in La Rochelle
Bild 4-4: Pointe de Minimes, mittig im Hintergrund der Phare du bout du monde (Leuchtturm am Rande der Welt)
Bild 4-5: Bei der „natürlichen“ Bildung dieses Sandstrands wird ein wenig nachgeholfen…

Nach einem kurzen Besuch bei einer Bäckerei fahren wir zurück in die Stadt. Dabei werden mir zwei unterwegs zusteigende Fahrausweisprüfer erklären, wie der Entwerter funktioniert: Fahrkarten aus dem Bartarif müssen in einen schwarzen Schlitz eingeführt werden, der sich farblich absolut nicht von dem gänzlich schwarzen Gehäuse des Geräts abhebt und daher mit bloßem Auge kaum zu sehen ist. Glücklicherweise sehen sie aber über eine Strafe für das Fahren ohne entwertete Fahrkarte hinweg. In der Stadt nutzen wir ein weiteres öffentliches Verkehrsmittel: den Passeur. Der Passeur ist eine Fähre, die nach Bedarf zwischen den Haltestellen Médiathèque und Vieux-Port hin und her pendelt. Die Fahrt dauert drei Minuten und die Fähre ist in den ÖPNV-Tarif integriert. Beim Einstieg fordert mich der Steuermann auf, meine gerade eben kompostierte Fahrkarte erneut in den Entwerter zu schieben. Das Gerät leuchtet grün, durch jedoch keinen zweiten Stempel auf die Fahrkarte. Die Geräte können demnach auch Umsteiger erkennen.

Bild 4-6: Am Ende dieses Kanals befindet sich das Musée Maritime. In der Mitte ist die Fregatte France I zu erkennen.
Bild 4-7: Vor der Mediathek befindet sich die Anlegestelle des Passeurs (bei den beiden Segelbooten).
Gegenüber befindet sich der Tour de la Lanterne.
Bild 4-8: Auf See! Die Fähre läuft gleich zwischen beiden Türmen im Vieux-Port ein.
Bild 4-9: Tour de la Chaîne
Bild 4-10: Passeur im Vieux-Port, dahinter der Tour Saint-Nicolas
Bild 4-11: Vieux-Port
Bild 4-12: Rückkehr zum Bahnhof

Mit einem dreiteiligen Diesel-AGC setzen wir die Reise nach Süden fort. Die Auslastung des Zuges ist recht hoch, wofür der Dreiteiler kaum ausreicht. Ungünstigerweise ist heute Mittwoch, sodass viele Schüler zur Mittagszeit Schulschluss haben und mit dem Zug nach Hause fahren. Trotzdem können alle Fahrgäste mitgenommen werden. Die Fahrt verläuft bis in etwa zum Unterwegshalt Pons vergleichbar zur vorherigen Fahrt mit dem IC: ruhig und zügig. Danach offenbart sich allerdings der frühere Zustand der Strecke vor der Modernisierung. Wir erreichen selbst auf geraden Abschnitten kaum mehr als 60 km/h und das Fahrzeug ruckelt und schaukelt ordentlich. Vermutlich lässt sich die Fahrzeit von La Rochelle nach Bordeaux noch einmal um 20 – 30 Minuten reduzieren, wenn in diesen Streckenabschnitt investiert würde. Der Bahnhof Bordeaux Saint-Jean wird schließlich nach mehr als 2,5 Stunden um kurz nach 14:00 erreicht.

Bild 4-13: das Diesel-AGC wartet auf Fahrgäste
Bild 4-14: Heimatliche Gefühle, denn die Fahrt führt durch das Anbaugebiet des Bordeaux-Weins.
Bild 4-15: Bahnhof Cenon kurz vor Bordeaux
Bild 4-16: Bahnhofshalle von Bordeaux-Saint Jean mit TGV

Der Anschlusszug, der uns bis (fast) an die spanische Grenze bringen wird, besteht aus einer Régiolis-Doppeltraktion, die im Bahnhof Dax geflügelt wird. Der vordere Zugteil fährt weiter nach Hendaye und der hintere Zugteil fährt weiter nach Pau. Die Reihenfolge der Zugteile wird am Bahnsteig auf dem Wagenstandanzeiger angegeben, steht am Fahrzeug angeschrieben und wird im Zug nach jedem Halt einmal durchgesagt. Zusätzlich wird die Situation selbstverständlich bei einer längeren Durchsage vor der Ankunft in Dax noch einmal durch das Zugpersonal erläutert. Bei der Fahrkartenkontrolle achtet die Zugbegleiterin auch penibel genau auf die Reiseziele der Fahrgäste, um ggf. falsch sitzende Fahrgäste auf den richtigen Zugteil verweisen zu können. Durch den hohen Aufwand, der um die Zugteilung betrieben wird, funktioniert der betriebliche Ablauf in Dax dann vorbildlich und reibungslos. Wir verlassen den Bahnhof pünktlich als erstes, bevor der hintere Zugteil nach Pau ausfahren darf. Am vorletzten Halt unseres Zugteils mit der offiziellen Bezeichnung „Les Deux-Jumeaux“ steigen wir aus. Inoffiziell heißt der Haltepunkt auch Hendaye-Plage, denn er liegt näher am Strand als der eigentliche Stadtbahnhof Hendaye ohne Namenszusatz.

Bild 4-17: Schon vor der Bereitstellung zeigt der Wagenstandanzeiger, welche Wagen zu welchem Ziel genutzt werden sollen.
Bild 4-18: Zugteilung in Dax
Bild 4-19: der vordere Zugteil später in Les Deux-Jumeaux (Hendaye-Plage)

Einen kurzen Fußweg später stehen wir vor der innenliegenden Bucht Baie de Chingoudy und sehen das spanische Festland am anderen Ufer. Leider zieht von genau dort eine große Regenfront heran. Wir gehen daher schnell weiter in Richtung Strand in der Hoffnung, dort einen Unterstand zu finden. Tatsächlich sollte die Regenfront aber zunächst noch an Hendaye vorbei ziehen. Daher erreichen wir trockenen Fußes noch den Bus, der uns zum Hotel bringt.

Bild 4-20: Baie de Chingoudy, gegenüber liegt die spanische Stadt Hondarribia mit Regenfront
Bild 4-21: Plage de Hendaye

Als ich später zum Einkaufen noch einmal das Hotel verlasse, werde ich doch noch von der Regenfront eingeholt. Das heutige Wetter sollte sich aber noch als gemütlich erweisen im Vergleich mit dem, was uns am Folgetag noch erwarten wird.

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