Hinflug

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Meine bisher längste Reise beginnt an einem freundlichen Samstagmittag mit der Anreise zum Flughafen. 20 Tage lang werde ich der Heimat nun fern sein. Wir starten jedoch ganz vertraut mit der RB 51 der DB Regio, die uns pünktlich nach Karlsruhe bringt.

Bild H-1: Nach einer Stunde erreicht der Talent-Triebwagen Karlsruhe umsteigerfreundlich auf Gleis 1.

In Karlsruhe steigen wir um auf einen ICE der Linie 60 nach München. Gebucht ist am Folgetag ein Direktflug von München zum Kansai Airport, dem internationalen Flughafen der japanischen Kansai-Region, die u. a. die Städte Kyōto, Ōsaka und Kōbe umfasst. Daher reisen wir gemütlich bereits am Vortag zum Flughafen an, um vor dem Abflug in aller Ruhe ausschlafen, frühstücken und einchecken zu können.

Bild H-2: 20 Minuten vor der Abfahrt kommt ICE 567 mit Planabfahrt um 14:05 nach München aus der Abstellung.

Der Zug wäre planmäßig auch mit dem nachfolgenden RE 6 (Ankunft 13:54) noch erreicht worden, der an diesem Tag sogar pünktlich war, aber so viel Stress muss zu Beginn einer langen Reise nicht sein. Wir machen es uns daher entspannt im Zug bequem, der bis Stuttgart nur spärlich besetzt ist. Aufgrund einer Sperrung der Schnellfahrstrecke Mannheim – Stuttgart zwischen Graben-Neudorf und Vaihingen wird der Zug zwischen Karlsruhe und Vaihingen über Pforzheim umgeleitet. Der ICE verlässt Karlsruhe planmäßig um 14:05 und kommt kurz darauf in Durlach zum Stehen. Dort müssen wir warten, bis der um 14:06 in Karlsruhe startende IRE 1 weit genug vorausgefahren ist, um diesem im Blockabstand folgen zu können. Der planmäßige Verkehr hat in diesem Fall Vorrang, sodass der ICE dem IRE planmäßig hinterher läuft.

Bild H-3: Einen ICE sieht man tagsüber an einer der berühmtesten Langsamfahrstellen Deutschlands nur selten:
Der BÜ in Kleinsteinbach ist für den Schienenverkehr seit einem Unfall mit einem Bus im Jahr 2006 nur noch mit 30 statt zuvor 110 km/h befahrbar.

Stuttgart erreichen wir, trotz der teilweise notwendigen Schleichfahrten vor den IRE-Halten, eigentlich pünktlich. Allerdings muss der ICE am Einfahrsignal noch kurz auf die Einfahrt warten. Die Ankunft am Bahnsteig verzögert sich daher um rund 5 Minuten.

Bild H-4: Paralleleinfahrt in Stuttgart mit einem MEX aus Tübingen

Dank einer planmäßigen Standzeit von 12 Minuten ist die Verspätung bei Abfahrt wieder ausgeglichen. Jetzt muss der Zug durch die zweite Umleitung im Fahrtverlauf, denn auch die Schnellfahrstrecke Wendlingen – Ulm ist wegen Arbeiten an der Leit- und Sicherungstechnik bis Merklingen gesperrt. Daher fahren wir über die klassische Strecke, die Geislinger Steige, nach Ulm. Der Zug ist inzwischen gut besetzt, da wegen der Bauarbeiten die ICE-Linie 12, deren Trasse der ICE 567 heute bei der Ausfahrt aus Stuttgart nutzt, zwischen Stuttgart und München entfällt.

Bild H-5: In Ulm besteht Anschluss an „Deutschlands schnellsten Nahverkehr“, der an diesem Tag nur zwischen Ulm und Merklingen pendelt.
Bild H-6: Nach einer ereignislosen Fahrt erreichen wir München-Pasing einigermaßen pünktlich.

Hier steht uns dann die dritte Umleitung des Tages bevor, denn auch die Stammstrecke der S-Bahn München ist baubedingt gesperrt. Die S 8 wird daher zwischen Pasing und Ostbahnhof ohne Halt über Heimeranplatz umgeleitet; eine Strecke, die sonst nur wenige Personenzüge wie z. B. der IC 2082 / 2083 nutzen.

Bild H-7: Die S 8 zum Flughafen fährt heute baubedingt um die Innenstadt herum.

Nach dem Ostbahnhof kehrt die S 8 ab Daglfing auf den regulären Linienweg zurück. Der Zwischenhalt in Berg am Laim entfällt jedoch ebenfalls, da es zwischen Gleis 11 am Ostbahnhof und Daglfing keine Fahrstraße gibt, die in Berg am Laim einen Bahnsteig erreicht. Gegen 18:15 erreichen wir dann das Flughafengelände und steigen an der vorletzten Station am Besucherpark aus.

Bild H-8: Die S-Bahn verlässt den Haltepunkt Besucherpark und erreicht in wenigen Minuten die Endstation direkt unter Terminal 1.
Bild H-9: In einigen hundert Metern Entfernung ist der Flughafen schon zu erkennen. Unten steht gerade ein Siemens Mireo, der als RE 22 nach Regensburg unterwegs ist.

Von der Station Besucherpark aus ist es nur noch ein kurzer Fußweg zum Hotel, in dem wir vor unserem langen Flug Quartier beziehen. Am Abend fahren wir noch kurz für letzte Besorgungen mit dem Shuttle-Bus der Linie 635, der den ganzen Tag im 10-Minuten-Takt verkehrt und in den MVV voll integriert ist, zum Terminal.

Bild H-10: Platz zwischen den beiden Terminal-Gebäuden des Münchener Flughafens
Bild H-11: Der Flughafen verfügt über eine offen zugängliche, wenn auch etwas versteckte, Dachterrasse.
In Terminal 2 muss man erst mit der Rolltreppe zu den Check-In-Schaltern hochfahren und dann noch eine weitere Rolltreppe in das 2. Obergeschoss nehmen.
Dort befindet sich der Zugang (in Form einer weiteren Rolltreppe) zur Dachterrasse.
Bild H-12: In Terminal 1 wurde dem bayrischen König Ludwig dem II. ein Denkmal gesetzt.

Danach wird es Zeit für die Nachtruhe, denn am nächsten Tag steht ein langer Flug bevor.

Wir erwachen nach einer erholsamen Nacht an einem freundlichen Sonntagmorgen.  Nach dem Frühstück begeben wir uns erneut zum Flughafen, nun zum Check-In.

Bild H-13: Der Tag bleibt nicht ganz bahnfrei, denn zur Anreise zum Flughafen wird die S-Bahn auf dem gestern noch fehlenden Teilstück vom Flughafen Besucherpark zum Flughafen Terminal genutzt.
Bild H-14: Die S-Bahn endet direkt unter Terminal 1. Am Nachbarbahnsteig wartet ein Zug der S 1, der neben der auffällig violetten Farbgebung auch Werbung für den Berufseinstieg bei der Bahn trägt.
Bild H-15: Abflugtafel des Flughafens München. Obwohl es bis zum Abflug keine drei Stunden mehr sind, steht der Flug nach Ōsaka noch ganz unten rechts.

Der Check-In erfolgt bei der Lufthansa ausschließlich über Automaten. Allerdings stehen im Check-In-Bereich auch mehrere Servicekräfte zur Verfügung, die den Fluggästen beim Check-In helfen. An meinem Automaten steht z. B. ein Mitarbeiter, der die Abfertigung der Warteschlange deutlich beschleunigt. Insgesamt muss ich rund 20 Minuten lang anstehen, erhalte dann aber zügig meine Bordkarte mitsamt der Gepäck-Etiketten. Der Check-In erfolgt für einen außereuropäischen Flug übrigens kaum anders als für einen Inlandsflug. Lediglich der Reisepass muss nach bzw. für die Eingabe der Passagierdaten gescannt werden. Ein Visum oder eine andere Form der Vorab-Registrierung wird für Reisen nach Japan nicht benötigt. Nach der Gepäckabgabe gehen wir weiter zur Passkontrolle, die fast im Vorbeigehen erfolgt. Die Sicherheitskontrolle ist nach einer Wartezeit von rund 15 Minuten ebenfalls zügig absolviert, sodass dem Boarding zum Flug nach Ōsaka nun nichts mehr im Wege steht.

Bild H-16: Flug LH 742 ist ein Direktflug von München zum Kansai Airport. Entsprechend lange ist die Flugzeit von ca. 11 Stunden.
Bild H-17: Am Flugsteig unter dem Gate steht diese Maschine, die aber eher nach Mittelstrecke als nach einem 11-Stunden-Flug aussieht…

Tatsächlich erweist sich die Parkposition unseres Flugzeuges als Außenposition. Daher müssen wir noch eine kurze Busfahrt in Kauf nehmen, bevor wir unsere Sitze für die nächsten Stunden beziehen können.

Bild H-18: Auf dem Vorfeld steht ein A350-900 mit dem passenden Taufnamen „München“, der uns heute nach Japan bringen wird.

Der A350 ist ein Langstreckenflugzeug mit Platz für rund 250 Passagiere. Die Sitzanordnung in der Economy Class ist gewohnt eng, aber dennoch für diese Flugdauer ausreichend. Das Einsteigen in das Flugzeug erfolgt wie üblich: Alle stürzen sich auf die vordere Treppe, sodass man hinten ganz ungestört hinein kommt 😉 Kurz nach dem Zustieg kommt der letzte Bus und bald darauf ist das Boarding abgeschlossen. Nach der Sicherheitseinweisung, die während des Rollens als Video auf den Infotainment-Bildschirmen an den Vordersitzen eingespielt wird, stehen wir am Ende der Startbahn und nehmen Kurs nach Osten.

Bild H-19: Um 12:45 verlassen wir deutschen Boden.
Bild H-20: Eine Viertelstunde nach dem Start befinden wir uns bereits in Österreich und blicken auf den Nordrand der Alpen, hier am Traunsee über Gmunden.
Bild H-21: Nahe Călărași überqueren wir die Donau, die hier die natürliche Grenze zwischen Rumänien und Bulgarien bildet.
Bild H-22: Kurz darauf begeben wir uns nahe Warna in Bulgarien hinaus auf das Schwarze Meer.

Während wir den schmalen Landkorridor zwischen Russland und dem Iran über Georgien und Aserbaidschan queren und langsam das kaspische Meer erreichen, serviert die Crew das Abendessen. Es wird nach dem Motto „Wir stimmen Sie kulinarisch auf Ihre Reise ein!“ ein japanisches Menü bestehend aus gebratenem Hähnchen mit Reis, Buchweizennudeln und Sushi serviert. Von diesem Moment an graut es mir vor dem Rückflug: Muss ich dann bayrische Schweinshaxe mit Sauerkraut erwarten? Wir werden sehen…

Bild H-23: Um 17:00 deutscher Zeit geht über der Steppe Usbekistans nahe der Großstadt Urganch langsam die Sonne unter.
Bild H-24: Bereits eine Stunde später ist es vollständig dunkel. Städte, z. B. hier die Großstadt Taras im Süden Kasachstans, erscheinen als Lichtpunkte im Dunkel der Nacht.

Nahe der kasachischen Stadt Almaty wütet nur wenige Kilometer südlich von uns ein Gewitter. Während der Anblick aus dem Flugzeug bei Nacht spektakulär ist, dreht der Pilot nach einiger Zeit aus Sicherheitsgründen ab und wir weichen dem Gewitter kleinräumig aus. Bald darauf treten wir in den chinesischen Luftraum ein. Unsere Route umgeht nördlich die Wüste Gobi, überquert Ürumqi, Kumul und Baotou sowie schließlich um genau 4:00 Ortszeit die (kaum beleuchtete) Hauptstadt Beijing.

Bild H-25: Kurz vor dem Sonnenaufgang überqueren wir die Hafenstadt Tianjin und verlassen das chinesische Festland in Richtung des gelben Meeres.
Bild H-26: Um 22:30 deutscher Zeit erleben wir den zweiten Sonnenaufgang dieses Tages.

Zeit für das Frühstück 😉 Während sich unter uns Südkorea befindet, genießen wir eine Eierspeise mit Pilzen sowie ein Brötchen mit Marmelade und einen Joghurt. Bald darauf geht das Flugzeug in den Sinkflug über und unter den Wolken sind langsam die japanischen Inseln zu erkennen.

Bild H-27: In der Annäherung auf den Kansai Airport passieren wir die kleinste japanische Hauptinsel Shikoku, hier nahe der Stadt Sanuki, bevor wir den Endanflug auf den Flughafen in der Seto-Inlandsee beginnen.

Verlief der Flug über die letzten 11 Stunden sehr ruhig, ist der Anflug meines Empfindens nach eher schwierig. Leider leide ich unter bestimmten Umständen unter einer ausgeprägten Reisekrankheit, weshalb ich auch nicht gerne fliege. Möglicherweise ist das Unwohlsein in diesem Fall eine Reaktion auf das Frühstück, da ich nur selten Rührei und Pilze esse. Wie auch immer: Ich bin froh, als wir endlich wieder auf dem festen Boden aufsetzen.

Bild H-28: Um 7:25 Ortszeit setzen wir auf dem Runway 24L des Kansai International Airport auf.
Wir erreichen den Flughafen aufgrund der Witterungsbedingungen heute nach einem „U-Turn“ von Nordosten kommend.
Bild H-29: Neben einem A321neo der China Southern kommen wir an einem Flugsteig zum Stehen.

Sichtlich benommen vom ruckeligen Anflug verlasse ich das Flugzeug und wir begeben uns zur Einreise. Die ankommenden Fluggäste finden sich dafür in einer langen Warteschlange vor der Einreisekontrolle wieder, die in einem durch beidseitige Absperrungen geführten Zick-Zack-Kurs verläuft. Zur Einreise wird eine Einreiseerklärung benötigt, die jedoch nicht, wie oft behauptet, bereits im Flugzeug erhältlich / auszufüllen ist. Sobald die letzte Kurve der Warteschlange geschafft ist, befinden sich Vordrucke für die Erklärung mit Stiften und Musterbeispielen an zwei Tischen auf der rechten Seite. Es gibt zudem die Möglichkeit, die Erklärung vorab online über den Dienst „Visit Japan Web“ abzugeben. Ich nutze an diesem Tag jedoch das Formular in Papierform. Das Einreiseformular frägt neben den persönlichen Daten auch die (erste) Aufenthaltsadresse in Japan ab. Dafür sollte die Adresse der (ersten) Unterkunft griffbereit sein. Außerdem wird nach dem Einreisegrund und der Reisedauer gefragt. Als Grund kreuzen Touristen natürlich passenderweise „Tourism“ an. Bei der Reisedauer vergibt Japan Aufenthaltsgenehmigungen für deutsche Staatsbürger ohne Visum für entweder 15 oder 90 Tage. Mein Aufenthalt wird insgesamt vom Anreisetag bis zum Abreisetag 17 Kalendertage umfassen, sodass mir ein Aufenthaltstitel für 90 Tage ausgestellt wird. Die Einreise selbst verläuft recht schnell. Mit dem ausgefüllten Formular reihe ich mich wieder in die Warteschlange ein. Vorne angekommen übergebe ich der Grenzbeamtin meinen Reisepass zusammen mit dem Einreiseformular und schaue zum biometrischen Abgleich in eine Kamera. Dann werden noch kurz Fingerabdrücke der beiden Zeigefinger genommen und ich erhalte meinen Reisepass mit einer Landing Permission für die nächsten 90 Tage unter dem Status „Temporary Visitor“, der aus dem Reisegrund „Tourism“ hervor geht, wieder. Damit ist die Einreise erledigt und ich darf weiter zur Gepäckausgabe. Ein Nachweis über den gebuchten Rückflug wird bei der Kontrolle übrigens nicht verlangt. Da inzwischen rund eine Stunde seit der Landung vergangen ist, kommt das Gepäck sehr zeitnah. Die Wartezeit kann jedoch bereits für das nächste Formular genutzt werden: Die Zollerklärung. Auch dieses Formular frägt die personenbezogenen Daten und die (erste) Adresse in Japan ab. Darüber hinaus wird eigentlich nur erfragt, ob anmeldepflichtige Güter eingeführt werden. Das ist bei mir nicht der Fall, sodass mich der Zollbeamte nach einem kurzen Scan des Reisepasses und der Entgegennahme der Zollerklärung ohne weitere Kontrolle ziehen lässt. 90 Minuten nach der Landung stehen wir endlich im Terminalgebäude und genießen damit unbeschränkte Reisefreiheit in unserem Gastland. Willkommen in Japan!

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