Vorwort

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Nachdem ich in den Vorjahren bereits viel aus Europa gesehen und nun nach Ende meines Studiums eine Festanstellung gefunden hatte, war es 2025 endlich Zeit, ein lange ersehntes Wunschziel zu besuchen: Japan! Warum genau Japan? Diese Geschichte könnte für einen Eisenbahn-Fuzzy nicht passender sein, denn es begann im Kindesalter mit dem Microsoft Train Simulator. Dieser enthält bekanntlich zwei japanische Strecken: Die Hisatsu Line in Kyūshū und die Odakyū Odawara Line im Großraum Tōkyō. Letztere fand ich wegen des urbanen Charakters sehr interessant, auch wenn die „Qualität“ der Strecken- und Landschaftsdarstellung aus heutiger Sicht natürlich nicht mehr zeitgemäß ist. Dabei stellten sich mir immer wieder einige Fragen: Warum liegen im Bahnhof Shinjuku so viele Gleise, die nicht an die Odawara Line angebunden sind? Warum trägt kein Bahnhof die Stadt Tōkyō im Namen, obwohl die Strecke im Großraum Tōkyō liegt? Und was befindet sich auf der erhöhten Trasse rund um den Bahnhof Odawara? Als Kind betrachtet man die Welt eben noch naiv und unbefangen. Mit fortschreitender Zeit wollte ich dann allerdings tatsächlich verstehen, wo sich die Strecke genau befindet und wie sie sich in das Streckennetz im Raum Tōkyō einfügt. Also öffnete ich Google Maps und fand mich in einer faszinierenden Welt aus einer Vielzahl von Eisenbahngesellschaften, Bahnstrecken und Bahnhöfen wieder. Shinjuku ist der geschäftigste Bahnhof der Welt, an dem die Odakyū Railway auf die Strecken der JR East (eine der Nachfolgegesellschaften der ehemaligen Staatsbahn JNR) trifft. Der Hauptbahnhof Tōkyō, an dem die Shinkansen-Strecken aus dem Norden und Süden des Landes enden, liegt auf der anderen Seite des Stadtzentrums, das sich mehr oder weniger als Innenbereich der Yamanote-Ringlinie definiert. Und eine dieser Strecken, die Tōkaidō-Shinkansen, führt auf erhöhter Trasse durch den Bahnhof Odawara. Eines war für mich nach dieser „virtuellen Reise“ bereits damals klar: In Japan gibt es viel zu sehen – das Land ist eine „echte“ Reise wert!

Obwohl das Ziel damit fest stand, gab es im Laufe der kommenden Jahre noch einige Hindernisse zu überwinden: Ich musste zunächst einmal die Volljährigkeit erreichen und brauchte anschließend Geld, das ich aus einem Nebenjob als Fahrgastbefrager während des Studiums beziehen konnte. Dann kam 2020 CoViD19 und Japan war bis in das Spätjahr 2022 für Touristen de facto unerreichbar. Schließlich hatte ich zu diesem Zeitpunkt bereits einen anspruchsvollen Master-Studiengang in einer anderen Stadt begonnen, sodass ich die Zeit für die Reise bis zum Abschluss im Herbst 2024 nicht aufbringen konnte. Die Reise, die ich mir bis dahin seit über 10 Jahren vorgenommen hatte, sollte deshalb den Studienabschluss küren. Da allerdings die Übergangszeit zwischen der Abschlussprüfung und dem ersten Arbeitstag in Festanstellung dafür noch zu kurz war, konnte ich die Reise final erst nach dem Ende der Probezeit im Mai 2025 antreten. Der Mai ist eine der besten Reisezeiten für Japan. Nach der „Golden Week“, der reisestarken Feiertagsperiode zu Beginn des Monats, bleibt das Wetter bis in den Juni frühlingshaft bis frühsommerlich, bevor die Regenzeit (jap. „tsuyu“) einsetzt und ein schwül-heißer Hochsommer folgt. Schließlich waren damit alle Hindernisse überwunden, denn der Urlaub war vom Chef genehmigt und die Urlaubskasse gut gefüllt.

Bleibt noch eine Frage zu klären: Wo soll es in Japan hingehen? Seit ich mich für Japan interessiere, stand Tōkyō im Fokus der Überlegungen. Allerdings sah ich irgendwann während CoViD im Fernsehen zufällig einen Bericht über die geplante EXPO 2025, die Weltausstellung, in Ōsaka. Tatsächlich fällt die Veranstaltung genau in meinen Reisezeitraum, sodass ich die Tōkyō-Pläne erst einmal hintenanstelle (man braucht immer Gründe, um wieder zu kommen ;). Für 2025 wurde entsprechend Ōsaka als Ziel und Ausgangspunkt vieler erlebnisreicher Tagestouren mit der Eisenbahn gesetzt.

Als Fahrkarte wurde für die meisten Fahrten mit den JR-Bahnen ein Japan Rail Pass für 14 Tage für die erste Wagenklasse (in Japan „Green Car“) verwendet. Sitzplatzreservierungen sind im Pass inklusive. Der Pass war ab Tag 3 gültig. Daneben waren noch viele relativ günstige Einzelfahrscheine für diverse andere Bahngesellschaften erforderlich.

Abschließend nun noch einige Japan-spezifische Hinweise:

  1. Orts- und Eigennamen sind in diesem Bericht grundsätzlich nur in Rōmaji, also in romanisiertem Japanisch, bzw. bei Fremdworten mit ihrer englischen Bezeichnung dargestellt (z. B. „Island“ statt „Airando“). Die korrekte Längung der Vokale wird dabei mit bestem Wissen und Gewissen übernommen – leider sind da auch viele Quellen sehr nachlässig.
  2. Alle Preisangaben in diesem Bericht sind in der Landeswährung Yen sowie in Klammern als umgerechneter und auf zehn Cent gerundeter Orientierungswert in Euro angegeben. Als Kurs wird dabei einheitlich 1 EUR = 160 JPY angewendet. Tatsächlich lag der Kurs zum Reisezeitraum meist etwas günstiger bei ca. 161 – 165 Yen für einen Euro. Diese Orientierungswerte sind nur eine Momentaufnahme und der Kurs kann sich natürlich jederzeit ändern.
  3. Aufgrund vergleichsweise strenger Regeln zum Recht am eigenen Bild in Japan setze ich bei diesem Bericht häufiger zur Unkenntlichmachung von Gesichtern an als bei den bisherigen Berichten aus Europa.

Nachfolgend wünsche ich Ihnen viel Spaß mit dem nachfolgenden Reisebericht 🙂

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